„Mind Games“: Videospiele und ihre Effekte auf das menschliche Gehirn
Kritiker und Gegner der Videospielkultur haben seit jeher darauf gepocht, dass Videospiele nicht gut für das Gehirn sein können und die Jugend in die „digitale Demenz“ schickt. Sehr fundiert war diese Kritik oft nicht.
Vor etwa zwei Jahren hat eine Studie des Max-Planck-Instituts in Berlin nun gezeigt, dass das Videospielen einige Bereiche unseres Gehirns vergrößern kann, so z.B. die Bereiche für räumliche Orientierung, die Bildung des Gedächtnisses, strategisches Denken und Feinmotorik. In der Studie wird behauptet, dass Videospiele sogar in gewissen Bereichen der Psychotherapie eingesetzt werden und hilfreich sein könnten. Mit dieser Studie konnte eindeutig bewiesen werden, dass man durch Videospiele bestimmte Hirnregionen trainieren kann. Außerdem geht man nun davon aus, dass Personen, die regelmäßig Videospiele spielen, sich in ihrer Umwelt intuitiv leichter zurechtfinden und orientieren können.
Größeres Belohnungszentrum
Bei Menschen, die oft am Computer spielen, ist das Belohnungszentrum, das für die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin zuständig ist, meist größer als bei Menschen, die nicht so oft spielen. Des Weiteren sind die Bereiche der frontalen Hirnrinde vergrößert, die unter anderem für Aufmerksamkeit, Konzentration und das Arbeitsgedächtnis verantwortlich sind. Deshalb geht man auch davon aus, dass Videospiele bei der Behandlung von Alzheimer-Demenz erfolgreich sein könnten.
Aber man sollte natürlich nicht verallgemeinern, sondern differenzieren. Natürlich haben nicht alle Videospiele diesen Effekt. Am größten ausgeprägt waren diese Effekte bei Logik- und Puzzlespielen, also Klassiker wie Tetris, Super Mario oder Minesweeper. Bei Actionspielen oder Ego-Shootern fielen die Ergebnisse deutlich schlechter aus.
Auch ein Ausflug in die Welt der Glücksspiele und Wetten zeigt, dass das Gehirn für weitaus mehr verantwortlich ist, als man oft denkt. Eine Studie, die von einer Gruppe Schweizer und US-amerikanischer Wissenschaftler durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass die Einschätzung von Risiken von bestimmten Teilen des Großhirns beeinflusst werden kann. Es ist also nicht immer nur Glück und Pech, wenn man beim Wetten immer verliert. Vielleicht sollten sich Menschen, die beim Wetten oft verlieren, sich einmal genauer mit dem Thema auseinandersetzen, und versuchen, die zuständigen Teile des Gehirns zu trainieren, bevor sie ihr gesamtes Erspartes bei der nächsten Runde Bundesliga Wetten aufs Spiel setzen.
Denn die Wissenschaftler fanden heraus, welcher Teil des Gehirns dafür verantwortlich ist, wenn man Risiken falsch einschätzt. Diese falsche Einschätzung steht im engen Zusammenhang mit der vorzeitigen Aktivierung der Insula, dem Teil der Großhirnrinde, in dem auch die Emotionen verarbeitet werden.
Das Ausmaß ist entscheidend
Wie bei so vielen Dingen im Leben – getreu Paracelsus kommt es auch beim Videospielen darauf an, in welchem Ausmaß man es betreibt. Übertreibt man es mit den Videospielen, kann das auch zu einer überhöhten Verbindung zwischen dem Dorsolateralen Präfrontalen Cortex und dem Temporoparietalen Übergang führen. Dies kann zu extremer Unkonzentriertheit führen und dazu, dass man sich sehr leicht ablenken lässt. Diese Gehirnverbindung und Beschaffenheit findet man auch bei Menschen mit Autismus, Schizophrenie und Down-Syndrom vor.
Bleibt also festzuhalten, dass man das Videospielen nicht einfach als gut oder schlecht abstempeln kann. Spielt man die richtigen Spiele in einem vernünftigen Maß, kann das durchaus sehr positive Auswirkungen auf das Gehirn haben; spielt man hingegen exzessiv und die falschen Spiele, kann es sich aber auch negativ auswirken.