Das ist das wahre Weihnachtsfest
Oh du Fröhliche, oh du Selige und alle Jahre wieder: Es ist wieder so weit, es ist Weihnachten und der Einzelhandel jubelt. Aus allen Poren trieft es Rot-Weiß und riecht nach Zimtsternen – ein Hoch auf den Kommerz. Doch was ist eigentlich aus dem einstigen Fest der Liebe geworden? Was ist aus der Zusammenführung der Familien und Freunde geworden?
Ich frage mich, wann der Punkt war, an dem Weihnachten seinen eigentlichen Sinn verfehlte und zum größten Kommerzfest in der Geschichte der Menschheit wurde. Böse Zungen behaupten, dass dies um die Entstehungszeit der Coca Cola Company gewesen sein muss, welche 1892 gegründet wurde. Ob dies nun wirklich den Tatsachen entspricht, lässt sich mangels Zeitzeugen nur sehr schwer nachvollziehen. Fakt ist, dass das christliche Weihnachtsfest zu einer Kauforgie und Konsumporno verkommen ist.
Pseudo-festliche Angebote und Geschenkwochen schreien von allen Webseiten und Werbetafeln. In der Tat hat die Konsumpolitik der Einzelhandel und des E-Commerce nur wenig mit dem eigentlichen Weihnachtsfest zu tun. Doch die Hoffnung ist noch lange nicht verloren.
Neulich erklärte mir eine Arbeitskollegin, das eine gute Freundin Geburtstag hat und sie wohl eingeladen sei und zeigte mir voller Stolz das Geschenk, welches sie überreichen wollte, eine mit einem Origamifuchs handbemalte Sporttasche. Bewegend, dass sich das Mädchen die Arbeit machte, bis 0:00 Uhr nachts am eigenen Schreibtisch zu sitzen und die Tasche für eine ihrer Freundinnen bemalte und das trotz dem, dass sie am nächsten Tag um 6:00 Uhr aufstehen und sich für die Arbeit fertigmachen musste.
Eben diese Arbeitskollegin nutze auch Ihre Mittagspause im Büro, um für sich und Ihren Freund einen Adventskalender mit Buchseiten zu basteln. So gab es jeden Morgen einige Seiten einer Geschichte zu lesen, bis letztendlich der 24. Dezember erreicht war. Die Idee wurde sicher von dem einen oder anderen belächelt und als „alternativ“ abgetan. Jedoch bin ich meiner Kollegin sehr dankbar, dass sie mir den Glauben an das Christliche Hochfest wieder gegeben hat. Denn eben diese kleinen Ideen sind genau das, was für mich dem eigentlichen Weihnachten und dem Schenken an sich am nächsten kommt.
Es geht nicht darum, wer für wen mehr Geld investiert oder dass bestmögliche Geschenk selbst zu bekommen. Vielmehr geht es darum, seinen Liebsten näherzukommen und sie wertzuschätzen. Es geht darum, dass man sich hinsetzt und sich Gedanken macht, wie man seinem Gegenüber eine kleine Freude machen kann und ihm zeigt, dass er wichtig ist – und wie könnte man dass besser ausdrücken als mit etwas Handgemachtem? Die Tatsache, dass man sich stundenlang hinsetzt und sich die Mühe macht etwas selbst zu erschaffen, seine Zeit und dass Herzblut opfert, nur um ein wenig Freude und Spaß zu verbreiten. DAS ist für mich der wahre Gedanke hinter dem heiligen Fest: die Wertschätzung seiner Geliebten.
Sicher bin auch ich schuldig, mich dem Kommerz zu beugen. Ich werde natürlich nichts selbst Gemachtes verschenken – zumindest nicht dieses Jahr. Aber das heißt nicht, das ihr es mir gleich tun müsst. Wenn wir alle nur ein klein wenig umdenken, schaffen wir es eines Tage vielleicht sogar das eigentliche, wahrhaftig schöne Weihnachtsfest zurück in unsere Wohnzimmer zu holen – ganz ohne Coca Cola und Co.
In diesem Sinne eine fröhliche und besinnliche Weihnachtszeit euch allen.